Ist ein gemeinnütziger Verein

der die Stiftung Terra Mirim und ihre soziale Projekte in Bahia/Brasilien unterstützt

Vorstand TMD

Isabel, Susanne, Barbara,


Dienstag, 7. September 2010

Ökologie und Schamanismus



Interview mit der Schamanin und spirituelle Lehrerin Alba Maria aus Brasilien


Was bringt der Schamanismus für das ökologische Verständnis und die ökologische Bewegung?

Ich denke, dass der Schamanismus viel der Ökologie zeigen kann. Ich sehe uns - die Schamanen, als die Wächter der Natur, jene, die sich um die Natur kümmern. Das ist nicht etwas aus dieser Zeit, das kommt aus der Zeit unserer Ahnen. Unsere Arbeit, das Wissen, die Weisheit, die wir Schamanen haben, die Medizin, die wir benutzen - all das kommt aus der Natur. Auch aus der Notwendigkeit heraus zu überleben.... es kann auch aus Liebe sein, das ist ein Paradigma: wir lieben die Natur, aber ich glaube darüber hinaus gibt es noch unser eigenes Überleben. Das Überleben der schamanischen Tradition. Ohne die Natur gibt es keine Tradition, weil sie die Meisterin, die Königin ist, deswegen sind wir sehr verbunden mit der Natur. Wir werden nicht zu Umweltschützern, die ökologische Bewegung oder der Umweltschutz sind uns angeboren. Bei den anderen Menschen ist es nicht so. Sie werden zu Umweltschützern, sie erkennen, und plötzlich wachen sie auf. Wir nicht, wir sind schon wach, weil wir in der Natur studieren.

Wie sollte eine ökologische Erziehung für die Erde stattfinden? Wie findet die ökologische Erziehung in Terra Mirim (FTM) statt?

Die ökologische Erziehung sowie der gesamte Prozess in der FTM leiten sich her aus unserem fundamentalen Prinzip, das wir selbst kreiert haben. Es heißt integrative Ökologie und unsere Methodologie basiert auf der integrativen Ökologie. Nicht nur in der Erziehung der ökologischen Schule, sondern in allem. Alles in Terra Mirim fundiert auf der integrativen Ökologie. Für uns existiert eine Verbindung zwischen der inneren Natur des Menschen und der äußeren Natur. Mit äußerer Natur ist die Natur als solche gemeint wie die Menschen sie kennen: mit Bäumen, Tieren, Pflanzen und Mineralien. Das eine kann ohne das andere nicht überleben. Ich fühle als Schamanin und als Bewohnerin der FTM, dass der große Sprung für die formale Erziehung, die Erziehung, die das System kreiert hat und befolgt, die Rückverbindung ist, die Wiederbegegnung mit dieser inneren Natur des Menschen - sei es ein Kind oder ein Jugendlicher... menschliches Wesen - mit der äußeren Natur; diesen Respekt wieder zu finden, diese Ähnlichkeit zwischen unseren Körpern, unserem menschlichen Körper und dem Körper der Natur. Ich fühle, dies wäre ein großer Sprung der Menschheit in Bezug auf die Erziehung – es wäre die erneuerte Verbindung zwischen diesem Wesen, was Mensch heißt und dem Wesen, was Natur heißt, unter Einbeziehung von allem - inklusive auch der Subjektivität der Natur.
Mathematik, alle die Materien, die der Mensch kreiert hat durch Konzepte, durch das Wissen, das die Wissenschaft uns beibringt. Meiner Meinung nach müsste das alles überdacht werden, alles müsste aus der Sicht der Natur gesehen werden. Zum Beispiel die Mathematik: wenn ein Samen 1000 Früchte hergibt, was ist das für eine Mathematik, bei der aus eins tausend wird? Das wäre eine tiefere und reichere Diskussion, eine Umkehrung dessen, das eins und eins zwei sind - wenn aber doch eins = tausend sind, wie kann das sein? Das wäre die Möglichkeit, diese subjektive, esoterische und schamanische Mathematik zur Diskussion und Reflexion zu bringen.
Die Menschen würden auf diese Weise lernen, was die Geduld bedeutet, zu betrachten, wie der Tag vergeht und die Nacht kommt, das heißt, die Zeit wirklich tief zu beobachten, die große Zeit (hohe Zeit), nicht die chronologische Zeit. Aber ich glaube, diese hohe Zeit würde den Menschen eine Stärkung geben, und logischer Weise würden sie schneller etwas aufnehmen und freudig lernen. Denn in unserer formellen Erziehung existiert die Traurigkeit, existiert die Depression der Erziehung, die Depression der Gesundheit, dies bedeutet der Konkurs dieser Institutionen. Das Lehren ist deprimierend, es pulsiert nicht und folglich können die Lernenden nicht glücklich sein, und so gehen sie nicht glücklich zum Unterricht. Daher existiert soviel Gewalt - wo kein Glücklichsein existiert, muss Gewalt existieren. Weil es keine Pulsierung, keine Vibration gibt. Wie soll die Vibration in diese Wesen hineingelegt werden, jene, die Gewalt in die Unterrichtsräume bringen und sagen: schau, hier ist kein Leben, ich möchte nicht im Tod bleiben, also werde ich den Tod töten. Und so verbreitet sich die Gewalt mehr und mehr.

Die heutige Situation der Erde und der Ruf ihrer Kinder.

Für mich ist der Ruf der Erde nicht von heute, er existiert seit sehr langer Zeit und es ist ein sehr starker Ruf. Jetzt ist er vielleicht ersichtlicher, deutlicher, gegenwärtiger, weil es die Technologie gibt. Die Technologie zeigt es sehr deutlich, alle Wirbelstürme oder ökologischen Katastrophen, die Erdrutsche und alle Zerstörungen, die der Mensch der Erde zufügt. Heute geschieht alles sehr schnell, wir erfahren sehr schnell über diese Dinge und wie wir wissen, erfahren wir fast zeitgleich, wie und wo die Dinge passieren. Ich finde, dass erzeugt eine große Unruhe in uns und hat den Schein, als ob wir heute mehr danach suchen würden. Was diese Bewegung hervorruft sind die Vielfalt und Geschwindigkeit der Informationen, die in der Zeit existiert. Mich beunruhigt es, wenn ich sehe, was in Pakistan passiert durch das Hochwasser, wenn ich den Vulkan in Island sehe und das Hochwasser hier bei uns - all das erzeugt in mir eine schreckliche Unruhe. Also muss ich was tun, denn ich werde nicht mit diesen ganzen Informationen in mir bleiben, ohne was zu tun. Und so muss ich was tun und so wachsen die Umweltschutzbewegungen und die Institutionen, die sich um die Tiere, die Pflanzen und Mineralien kümmern.
Aber ich finde, dass die Erde heute das spricht, was sie schon vor Millionen von Jahren gesprochen hat: sie spricht von der Achtsamkeit mit der Natur, weil sie doch das Haus ist! Und so zeigt sie uns, wie es um sie steht, sie hat es uns schon immer gezeigt, nur das jetzt die Bewegung stärker geworden ist aufgrund der ganzen Informationen, wir werden mit Informationen bombardiert, nicht wahr? Gott sei Dank, weil ich sonst nicht weiß, was sein würde. In diesem Sinn verbindet sich die Welt sehr miteinander, oder? Was ich heute erfahre, erfährt Spanien zur gleichen Zeit sowie Australien, Indonesien - alle zeitgleich. Es ist sehr viel zeitgleich. Es sind sehr viele Gedanken zeitgleich. Das kollektive Bewusstsein ist in diesem Sinne viel stärker geworden, viel stärker.

Terra Mirim: der Traum der Träumerin. Warum Terra Mirim?

Für mich ist Terra Mirim eine Mission. Ich fühle, das ist eine Mission, die die Göttliche Mutter in meine Hände hineingelegt hat, als die erste Träumerin. Ich versuche immer mehr diesen Traum an die Menschen weiter zu geben, so wie die Göttliche Mutter den Traum in mich hineingelegt hat. Heute suche ich Träumer, damit wir etwas Neues erschaffen können, damit wir als Beispiel dienen können.
Damit wir zusammen mit den Menschen, die nichts haben, etwas bauen können. Die nichts haben – das verstehe ich nicht nur finanziell, sondern auch spirituell - nichts zu haben an guten Gefühlen. Ich fühle, dass wir an diese enorme Notbedürftigkeit die existiert, geben müssen - wenigstens den Schwestern und Brüdern, die mit uns sind, die am nächsten sind, das Beste von uns schenken und das Brot teilen, nicht nur das physische Brot, denn das ist für mich eine Verpflichtung der Menschheit, das ist nichts Besonderes.
Für mich müsste das Teilen eine Pflicht werden, aber nicht nur das physische Brot, sondern auch das spirituelle Brot teilen, das Emotionelle, den Frieden, die Sicherheit, das Lachen, die Freude, das Glücklichsein. Terra Mirim hat diese Mission - ich denke an sie mit der Mission, sich um die Natur zu kümmern, zu teilen, die Natur teilen, das Leben teilen, alles teilen. Ich fühle, es ist ein Platz des Teilens, ein Platz des Lichtes und des Teilens. Wenn ich ihr heute einen Namen geben würde, dann wäre es Terra Mirim - Zentrum des Lichtes und Teilens.

Schamanen hinterlassen keine Spuren! Eine deiner Lieblingssätze.

Für uns Schamanen ist es wichtig, das wir an einen Platz kommen und das Beste von uns geben.
Das wir nicht unseren Müll, Abfall, Plastik, Wut, unsere erniedrigenden und niedrigen Gefühle, Gefühle der Zerstörung hinterlassen. Ich meine, dass es unsere Pflicht ist, an einem Platz anzukommen und dort das Beste dem Platz zu geben. Wenn du ihn nicht besser hinterlässt, dann hinterlasse ihn so wie er war, wenn du dabei dein Bestes gegeben hast. Ich sehe, wie die Menschen an den Stränden ankommen und alles voller Schmutz hinterlassen. Die Menschen kommen, um ein Ritual zu machen und hinterlassen die Feuerstelle, ohne sie zu reinigen, sie kommen an einen Platz und lassen ihre Zigarettenkippen liegen. Ich kann das nicht verstehen, wozu so viele Spuren hinterlassen? Wofür? Um zu sagen ich war hier oder dort? Möchte ich auf diese Art und Weise in der Erinnerung der Menschen bleiben? Oder möchte ich eher in Erinnerung bleiben, als jemand, der an diesen Ort gekommen ist und sein Bestes hinterlassen hat. Wie jemand, der gekommen ist und geholfen hat etwas zu bauen oder zu erneuern und nicht wie jemand, der bei der Zerstörung unterstützt hat.
Deswegen sage ich, Schamanen hinterlassen keine Spuren.

Die Reisen nach Deutschland. Was ist es, was die Menschen in deinen Arbeiten suchen und was finden sie?

Was sie finden, weiß ich nicht genau. Mein Ziel ist, dass sie sich selbst finden. Das ist das, was ich auf jeder Reise die ich mache, an jedem Ort, zu dem ich gehe, suche. Die Arbeiten sind dazu da, dass die Menschen ihren Ursprung, ihre Ahnen, ihre Mythen, ihre Kraft finden. Dass die Menschen die Naturkräfte wieder finden und in diese wunderschöne Natur eintauchen und sich nicht von ihr trennen. Und das sie eins sind mit ihr, dass es keine Trennung geben mag zwischen mir und diesem Anderen, was Natur heißt, die draußen ist und in mir drinnen. Das ist das Essenzielle, was meine Reisen und Arbeiten den Menschen bringen. Dies alles in der Linie des Schamanismus und der Linie der Göttlichen Mutter.

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